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Mein lieber Spargel

petrak

Es ist April. Die Sonne scheint, aber es herrscht immer noch diese Kälte und der eisige Wind lässt mich innerlich wünschen ich könnte in den Süden auswandern. (was ich natürlich schlussendlich doch nie tun würde)

Ich radle von der Arbeit nach Hause, meine Backen oben wie unten sind kalt. In meinem geistigen Auge sehe ich Bilder von grünem Spargel und es packt mich eine Lust auf einen übergrossen Salatteller mit lauwarmen Spargel und knusprig gerösteten Knoblauchscheiben, dazu Pinienkerne.

Da heute Mann und Kinder nicht zu Hause sind und der Kühlschrank leer, halte ich an meiner Gier fest und kurze Zeit später befinde ich mich in unserem Dorf-Supermarkt.

Grüner Bio-Spargel aus dem Süden - Aha! , knackige Radieschen - auch aus dem Süden! - schlechtes Gewissen geh weg, Lauch und feinster, zarter Burrata zum halben Preis. Wunderbar.

Den Spargel wasche ich sanft unter dem kalten Wasser und reibe die Enden zwischen meinen Fingern. Alles was holzig ist wird abgeschnitten. Ich spare mir das Schälen, aber am letzten Ende schneide ich mit einem scharfen Messer etwas ab. Ich sehe mich schon wie ich genüsslich in den noch knackigen Spargel beisse. Nun ab in den Topf. "Auf keinen Fall kochen lassen, der Spargel soll nur im heissen Wasser, knapp unter dem Siedepunkt ziehen, ansonsten zerkocht man die ganzen Vitamine". ( Ich höre noch immer diese krächzende Stimme meiner Schwiegertante im Ohr, die genau diesen Satz vor einigen Jahren ganz aufgeregt zu mir gesagt hat )

Salz, Butter und Zucker lasse ich weg, sondern kumuliere Fett und Geschmack wiederum mit der feinen Salatsauce.

Den gewaschenen Salat reisse ich von Hand in so kleine Stücke, dass die einzelnen Blätter genau in meinen Mund passen und ich mir mit der Zunge nur noch die Sauce von den Lippen lecken kann. Also, ich lege den Salat als erstes in einen grossen Teller, obendrauf dann die Hälfte des Burrata - es sieht aus wie ein weisser, kleiner Schneehügel auf grünem, saftigen Salatfeld. Nun den Spargel kreuz und quer obendrauf und zuoberst dann die Knoblauchscheiben und ein paar Pinienkerne und frische Kräuter. Majoran und Thymian schmecken hier besonders gut.

Heute kreiere ich eine süssliche Salatsauce mit Agavendickaft, hellem Essig, Olivenöl und Mayonnaise. Salz und Pfeffer soll nicht vergessen werden.

Das Feuer im Kaminofen brennt. Die Gabel sticht in den Spargeln, durch zarten Burrata und ein Salatblatt. Ich schliesse die Augen. Jetzt spüre ich den feuchten, lauwarmen Genuss auf meiner Zunge und sehe ihn ganz und klar und deutlich vor mir - den Frühling!

 
 
 

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